Ein Fernseh-Team im Kindergarten

Begonnen hatte der Tag mit strahlendem Sonnenschein. Heute sollten sie kommen. Aufgeregt waren nicht nur die Kinder, obwohl die wahrscheinlich neugieriger als aufgeregt waren. Und da trafen sie ein. Herr Becker, unser Radduscher Zeitungsjournalist und Fotograf führte sie in unseren Kindergarten, ein Kamerateam des japanischen Staatsfernsehens. Es waren drei Personen: eine Kamerafrau, ein Tontechniker und ein Aufnahmeleiter. Sie hatten sich zur Aufgabe gesetzt über den Spreewald einen Film zu drehen und suchten nun Personen, die die sorbisch/wendische Sprache sprechen können und sie an die nächste Generation weitergeben. Ja und gerade das findet ja durch das Witaj-Projekt in unserer Kita "Marjana Domaškojc" in Raddusch statt.
Die Vorschulkinder unserer Kita erzählten dem Kamerateam, dass Witaj! (gesprochen: wietei) sorbisch ist und Willkommen! heißt und dass der bośon (gesprochen: böschoan) Storch, der wuchac (gesprochen: uchatz) der Hase und kόnik (gesprochen: könnik) das Pferdchen darstellt.
Als diese Filmaufnahmen im Kasten waren, wurde ich (Uta Körner, Erzieherin in der Kita Raddusch) regelrecht mit Fragen gelöchert. Die Japaner wollten so viel zu diesem alten Volk der Sorben/Wenden wissen, wie z.B.:
Wann besiedelten die Sorben/Wenden das heutige ostdeutsche Gebiet?
Warum hatten sie 20 verschiedene slawische Sprachen?
Erfolgte die spätere Zuwanderung der Germanen friedlich?
Warum gründeten die Sorben/Wenden keinen eigenen Staat?
Wieso ging die sorbisch/wendische Sprache innerhalb der letzten 200 Jahre so verloren?
Wie ist es der sorbisch/wendischen Bevölkerung im 3. Reich ergangen?
Was ist mit ihnen in der DDR geschehen?
Warum hat die Bevölkerung der Niederlausitz nach dem Sieg über das Hitler-Regime nicht voller Enthusiasmus die sorbisch/wendische Sprache und Kultur wieder aufgenommen?
Von mir (Uta Körner) wollten sie wissen, warum ich diese Sprache an die Kinder weitergebe und ob Tradition und Bräuche einer alten Kultur auch heute noch einen Wert in der modernen Menschheit haben. Oje, oje. Hätten Sie –lieber Leser, liebe Leserin das alles beantworten können? Ich habe mein Bestes gegeben und drücke dem Kamerateam die Daumen, dass ihr Reisebericht in Japan auf neugierige Augen und Ohren stößt.

Lube postrowjenja !
Liebe Grüße !
Ihre Uta Körner (Erzieherin in der Kita Raddusch)