Raddusch im Feierstress beim Brandenburger Dorf- und Erntefest

Geschätzte 30.000 Besucher drängten sich an beiden Wochenendtagen durch das 700-Einwohnerdorf Raddusch im Spreewald. Zwei riesige Parkplätze an beiden Dorfenden waren zeitweise rappelvoll, viele Besucher kamen auch mit der Bahn. Erstaunlicherweise hielt der RE 2 stündlich in Raddusch – etwas, was eigentlich sonst gar nicht möglich sein soll.

Eröffnet wurde das Fest mit einem Salutschießen der Vetschauer Schützengilde. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke richtete das Grußwort an den Veranstalter ebenso, wie an die Landwirte, die in diesem Jahr empfindliche Ernteverluste erleiden. "Wir lassen Sie nicht im Regen stehen!", versprach an diese gerichtet eine deutliche Hilfe. Es wurde auf drei Bühnen ein Nonstop-Programm geboten, welches von folkloristisch-traditionellen Elementen bis hin zu Rock & Pop reichte.

Wer es vorübergehend etwas ruhiger mochte, der fand in einem der 20 offenen Höfe immer mal eine ruhige Ecke bei Kaffee und Kuchen. Mancher machte sich zu Fuß auf die zwei Kilometer lange Tour zur eben erst rekonstruierten Radduscher Buschmühle mit Zwischenstopp beim Bio-Bauern Buchan. Die meisten wählten jedoch für diese Strecke den Pendelverkehr mit Kremser und Kahn. Zur Slawenburg pendelte ebenfalls ein Zubringershuttle. An beiden Tagen fand jeweils ein Großereignis statt. Am Samstag war es der Festumzug mit 50 Bildern aus dem dörflich-traditionellen Leben, an dem sich auch viele Nachbargemeinden beteiligt hatten.
Auf der großen Festwiese am Bahnhof wurden sorbische-wendische Erntebräuche ebenso gezeigt, wie die Ernte selbst. Auf einem eigens dafür angebauten Kartoffelacker wurden auf Knien rutschend die Knollen aus der Erde geholt. Die Burger Jugend zeigte das Hahnrupfen. Christian Schwiontek hieß der Sieger, gefolgt von Stefan Albin und Randy Noack. Die neue Erntekönigin heißt Sarah Rodig, die angehende Landwirtin kommt aus Kasel-Golzig und löst Anne Schubert aus Kerkow ab. Den Erntekronenwettbewerb entschieden die Luckaitztaler aus dem Amt Altdöbern für sich.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Kahnkorsos. Im Radduscher Hafen hatten 39 Kähne Aufstellung genommen. Auch sie zeigten dörfliche Szenen und das kulturelle Leben in den Spreewalddörfern. Sie starteten in Richtung Radduscher Kaupen, wendeten auf halbem Wege und zeigten sich so den Tausenden am Ufer ein zweites Mal. Der Radduscher Tourismus- und Kunstverein zeigte ein 1:10-Modell einer Ockerpyramide, entworfen vom argentinischen Künstler Mario Asef, der mit auf dem Kahn saß. Mit dem Bauwerk soll einmal an die Ockerbelastung der Fließe erinnert werden, die die Menschheit in ihrem Energiehunger verursacht hat.
Im Hafen wurde viel traditionelles Handwerk gezeigt. Auf der Bühne wurden an beiden Tagen Modenschauen präsentiert. Einmal die von der Lübbenauerin Sarah Gwiszcz von sorbisch-wendischen Elemente inspirierte Mode und einmal die von der Radduscherin Franziska Ast gezeigten Kleidung aus Alpakawolle. Sie unterhält gleich neben dem Hafen eine Alpakafinca. Ebenfalls unmittelbar am Hafen wurde anlässlich des Festes ein Libellenpark mit Erlebnis- und Kunstpfad eröffnet.

Mehr Bilder vom Fest gibt es in der Bildergalerie.

Peter Becker