365 Tage im Amt - Bengt Kanzler im Interview

Bürgermeister Bengt KanzlerDer 20. Januar 2010 war Bengt Kanzler´s erster Arbeitstag. Ein Jahr lang ist er nun im Amt als Bürgermeister der Stadt Vetschau/Spreewald. Die Stadt zu regieren, ist nicht leichter geworden, nur weil die Zahl ihrer Einwohner unter 9000 gesunken ist. Die RUNDSCHAU sprach darüber mit dem 45-Jährigen.

Herr Kanzler, mit welchem Gefühl blicken Sie auf Ihr erstes Jahr?

Mit einem guten.

Es gab also nichts, was Sie überrascht hat?

Naja, im Hause selbst habe ich hier und da mit mehr Routine in der Arbeit gerechnet. Wichtig war zunächst, die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter zu fördern. Zurzeit haben wir innerhalb der Verwaltungsorganisation eine Übergangsphase. Wir leben mit drei Interims-Amtsleitern in den Bereichen Soziales, Ordnung und Bau.


Was ist in diesem einen Jahr in Vetschau erreicht worden?

Uns ist es gelungen, den Griebenow-Park zu kaufen. Außerdem können an der Becherstraße endlich Einfamilienhäuser gebaut werden. Die Sportscheune Raddusch ist auf den Weg gekommen und das B-Plan-Verfahren Gräbendorfer See weiterentwickelt worden.


Welches Erlebnis gehört zu den schönsten der letzten zwölf Monate?

Das war der herzerwärmende Händedruck von Frieda Schulz an ihrem 101. Geburtstag. Ich hatte sie zu Hause besucht. Das jüngste Beispiel ist Naundorf. Die Einwohner stehen nur selten in der Öffentlichkeit, aber bei der Woklapnica habe ich erfahren, was das für ein lebendiger Ort ist.


Haben Sie sich auch über Dinge geärgert?

Etwas enttäuscht war ich schon, dass es keine Mehrheit für die Bebauung des Kulturhausplatzes gab. Dafür hätten wir Investoren gehabt. Sicher wären Auswirkungen auf den Marktplatz nicht zu verhindern, jedoch beherrschbar gewesen. Wir haben aus städtebauplanerischer Sicht zumindest derzeit keine Alternative. Nun steht auch das Einzelhandels- und Zentrenkonzept infrage. Ich bin außerdem davon ausgegangen, dass der Saal im neu entstehenden Bürgerhaus an der ausgebauten Bebelstraße durchgeplant war. Der aber ist 30 Quadratmeter kleiner als der im Feuerwehrhaus. Entsprechend müssen Ausstattung und künftige Nutzung ausgerichtet werden.


Was bleibt fürs kommende Jahr?

Die Suche nach Ideen für einen multifunktionalen Kultursaal. Verstärkt möchte ich mich der Wirtschaft zuwenden. Einmal im Jahr soll ein Wirtschaftsstammtisch stattfinden, zu dem hiesige Unternehmer eingeladen werden. Dabei könnten aktuelle Themen diskutiert werden. Außerdem möchte ich mehr Vetschauer Betriebe besuchen. Als Drittes sollen städtische Grundstücke wie in Raddusch oder Göritz oder nun auch der Griebenowpark besser vermarktet werden. Es freut mich, dass sich der Wasser- und Bodenverband in Raddusch angesiedelt hat.


Wie lang ist Ihr Arbeitstag?

Im Durchschnitt zehn Stunden, es können aber auch schon mal zwei Stunden mehr sein. Und etwa die Hälfte aller Wochenenden im Jahr sind mit Terminen verbunden.


Mit Bengt Kanzler sprach Hannelore Kuschy

Aus "Lausitzer Rundschau" vom 20.01.2011