Die "heilige Quelle" bei Lobendorf

Ein kleines touristisches Highlight konnte am 14. August unweit von Lobendorf eingeweiht werden. Die Gedenk- und Radwanderraststätte "Heilige Quelle Loboschitza" mit überdachter Sitzgelegenheit, einem gemauerter Ring mit Informationstafel bereichert jetzt den Wanderweg von Lobendorf nach Eichow und lädt zum verweilen ein. Interessierte Bürger und Unterstützer des Projektes nahmen an der Einweihung teil.

Heilige Quelle LoboschitzaIm Jahre 2008 wurde die Heilige Quelle "Loboschitza" durch den Vetschauer Pfarrer i.R. Klaus Lischewsky innerhalb seiner Studien zur wendischen Geschichte wiederentdeckt. Über ihre kaum noch erkennbare Lage in Lobendorf berichtete 1912 der Vetschauer Wilhelm Braunsdorf. Weitere Beschreibungen folgten unter Bezugnahme auf Braunsdorf 1923 und 1928 durch den Lehrer Karl Graeber in der regionalen Presse.

Zur damaligen Zeit war die Anlage noch nicht von Wald, sondern nur von drei majestätischen Linden umgeben.
Der benachbarte Lehmabbau, so hieß es, habe das Grundwasser abgesenkt, die Quelle versiegen und den Brunnen im Laufe der Zeit einstürzen lassen.

Archäologisch ist zwar das heutige Umfeld der Quelle als prähistorischer slawischer Begräbnisplatz (Bodendenkmal) bekannt, jedoch ist die Geschichte der "Heiligen Quelle Loboschitza" keiner historischen Urkunde zu entnehmen. Sie beruht wohl überwiegend auf regionalen Überlieferungen des 19. Jahrhunderts. Eine Dokumentation der Brunnenquelle im Jahre 2010 erbrachte keine Befunde älterer bzw. prähistorischer Holz- oder Steinfassungen, sondern den Nachweis, dass diese erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts baulich gefasst wurde.
Große Verdienste um die Quelle und die Bewahrung ihrer Legende erwarb als ehemaliger Besitzer der Güter Lobendorf und Repten der preußische General und Chef des Infanterie-Regimentes Nr. 60, Paul Stanislaus Eduard von Leszczynski. Er ließ seit 1873 umfangreiche Bau- und Verschönerungsarbeiten auf seinem Rittergut vornehmen und die "Loboschitza" mit handgeformten Brunnenziegeln einfassen sowie die heute noch vorhandenen drei Linden pflanzen. General von Leszczynski war ein engagiertes Mitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde und fühlte sich regionaler Geschichte sehr verpflichtet: Somit hat er in Umsetzung einer alten Legende den Brunnen und die dazugehörige Lindengruppe in seine parkähnliche Landschaftsgestaltung als gestalterischen Sichtpunkt zum Gutshaus Lobendorf einbezogen. Die Bedeutung der Lobendorfer Anlage liegt weniger in der altslawischen Geschichte begründet, sondern in gewichtigen kulturhistorischen Aspekten des 19. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen neben der Errichtung deutscher ("germanischer") Gedenkorte ebenso Beispiele für das Erinnern an die eigene, teils slawischstämmige Herkunft. So hat etwa zur gleichen Zeit der Magistrat der Stadt Lübben einen Gedenkstein für die slawische Göttin Liuba in eine Parkanlage (1854) einbezogen, während die stets auf ihre alte slawisch-obodritische Abstammung stolzen Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1854/55 das vom Bildhauer Christian Friedrich Genschow geschaffene große Reiterstandbild ihres heidnisch-slawischen Ahnherrn Niklot in die Hauptseite des Schweriner Schlosses einfügen ließen. Der Wendenfürst Niklot war 1160 im Abwehrkampf gegen die christlichen Heere Heinrichs des Löwen gefallen. So gesehen stellt sich die nach 1850 vorgenommene Fassung eines Brunnens als alte heilige Quelle "Loboschitza" in eine Reihe mit absolut positiven Würdigungen der slawischen Geschichte der Niederlausitz.

An der Rekonstruktion der "Heiligen Quelle Loboschitza" in den Jahren 2010-2014 wirkten mit:
- Pfarrer i.R. Klaus Lischewsky (†)
- Ulrich Kochan und die "Stradower Bau GmbH"
- Übersetzung: Werner Meschkank, Wendisches Museum Cottbus
- Stadtverwaltung Vetschau
- Sorbisches Institut e.V. Bautzen – Zweigstelle Cottbus: Arbeitskreis „Erfassung sorb./wend. Zeugnisse“
- Dokumentation und Entwurf: Dr.-Ing. Alfred Roggan, Cottbus

Die Anlage konnte Dank der großzügigen Unterstützung durch die "Stradower Bau GmbH", Eric Arts und der Stadt Vetschau/Spreewald fertig gestellt werden.

Quelle: Dr.-Ing. Alfred Roggan