Schienenersatzverkehr mit Risiken und Nebenwirkungen in Raddusch vorgestellt

Wie viele Fahrräder und Kinderwagen passen in einen Bus? Wo bekomme ich eine Fahrkarte? Was, wenn die Bahn Verspätung hat – wie lange wartet der Bus? Diese und andere Fragen bewegten Berufs- wie Gelegenheitsreisende auf der Info-Veranstaltung des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) in Raddusch.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung in der Radduscher Sport- und Kulturscheune stellte Thomas Dill vom VBB vor den etwa einhundert Zuhörern klar, dass es dem Verkehrsverbund um die Stabilisierung des RE 2 geht und nicht um die Abkopplung von Raddusch, Kunersdorf und Kolkwitz vom Schienennetz. Es sei nur die logische Konsequenz, weniger frequentierte Bahnhalte mit einem Ersatzverkehr zu bedienen, wenn ein Fahrzeitpuffer erreicht werden soll. Die magischen vier Minuten, um die es zur Einhaltung des Null-Knotens Cottbus geht, standen an diesem Abend immer wieder im Raum.
Der nun ab 13. Dezember gültige Fahrplan des RE 2 bedient nur noch nachts, morgens und abends die genannten Orte direkt. So kann der Reisende täglich letztmalig um 6.29 Uhr die Bahn ab Raddusch nach Berlin nutzen oder umgekehrt aus Richtung Berlin um 18.25 Uhr in Raddusch aussteigen. Dazwischen werden alle Halts stündlich durch den Schienenersatzverkehr Lübbenau – Vetschau bedient, erstmalig um 7.02 Uhr ab Raddusch. Für manchen Reisenden mag es vielleicht ein Vorteil sein, dass der Bus in Dorfmitte hält. Für manchen Berufspendler aus Burg, Stradow, Naundorf und anderen Orten wird es dagegen so sein, dass sie mit ihrem Pkw direkt nach Lübbenau oder Vetschau fahren und auf den Bus verzichten werden.

Hier sehen viele Bahnnutzer ein großes Problem: Kann es nicht sein, dass der dann möglicherweise wenig genutzte Bus als Beweis dienen könnte, Raddusch und die anderen Bahnhalte für immer zu schließen? Vanessa-Jordan Heinrich: "Wäre es nicht grundsätzlich günstiger, zumindest in den schwächeren Zeiten Taxi einzusetzen? Das spart Kosten!" Thomas Dill vom VBB zeigte sich dem Vorschlag aufgeschlossen gegenüber, verwies aber auf die Unwägbarkeiten. "Grundsätzlich werden wir die Verkehre beobachten, nichts ist in Stein gemeißelt. Wenn sich Lösungen abzeichnen, werden wir die spätestens zum nächsten Fahrplanwechsel einarbeiten." Auf eine Zwei-Jahresregelung schien sich an diesem Abend keine Seite so richtig einlassen zu wollen. Der Stradower Bernd Pumpa warf ein: "Was kostet dieser Schwachsinn eigentlich!? Wie viel Steuermittel werden hier verschwendet?" Jürgen-Peter Hiller vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL): "Wir lassen uns die Pünktlichkeit etwa eine halbe Million Euro kosten. Die wegen Verspätungen verursachten Ausfälle in der Volkswirtschaft lassen sich zwar nur schwer erfassen, dürften aber deutlich über dieser Summe liegen." Thomas Noack aus Raddusch hat inzwischen mal über die verlängerten Fahrzeiten nachgedacht und gerechnet. "Als täglicher Berlinpendler bin ich dadurch etwa 100 Stunden im Jahr länger unterwegs", ließ er das Präsidium wissen.

Info-Veranstaltung in RadduschLars Gehrke, Leiter des ODEG-Bahnbetriebes, verwies auf Zusammenhänge im Nordraum, ging auf die wenigen umsetzbaren Vorschläge des Fahrgastverbandes Fahrgast ProBahn ein und gab sich redlich Mühe, die technischen Details allgemeinverständlich zu erläutern. Er gab das Versprechen ab, dass sich Bahn und Schienenersatzverkehr bei Unregelmäßigkeiten abstimmen und gegenseitig informieren werden. Werner Buchan aus Raddusch verwies auf die zahlreichen Sommer- und Wochenendtouristen, die mit ihren Fahrrädern kaum eine Chance der Mitnahme im Bus sehen. "In der Tat ist es so, dass der Bus nur wenige Fahrräder mitnehmen kann", musste Thomas Dill bestätigen. Irene Linke wollte wissen, wo und wie man eine Fahrkarte erwerben kann. "Selbstverständlich besteht diese Möglichkeit im Bus und dann auch noch in der Bahn, dort sollte man aber das Busticket vorlegen", so Thomas Dill. Thomas Dill verwies auf strategische Überlegungen zum zweigleisigen Ausbau der Strecke nach Cottbus. Das Land geht hier in planerische Vorleistungen, mindestens die Begegnungsausweichstellen sollten in den nächsten Jahren geschaffen werden. "Bei der Gelegenheit kann gleich der Bahnsteig in Raddusch angehoben werden", warf Marit Saaro ein. Sie verwies damit auf die nicht in jeder Hinsicht für Behinderte geeignete Bahnsteighöhe.

Peter Becker
Foto: Peter Becker

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