Turmaufstieg im Kirchturm der Wendisch-Deutschen Doppelkirche Vetschau wird erneuert - Stadtverwaltung übergibt Scheck an Förderverein

Lange soll das Verbotsschild nicht mehr hängen, so jedenfalls die Vorstellung aller Beteiligten, denn jetzt nehmen die Ideen Formen an, den Turm wieder für seine Besucher zugänglich zu machen. Seit Jahren war die Besteigung des Kirchturms in der Wendisch-Deutschen Doppelkirche für ihre Besucher tabu - zu gefährlich war der Aufstieg über die alte, marode Holztreppe.
Über eine Erneuerung der Treppenanlage wurde schon lange nachgedacht - wie genau, war aber noch unklar. Im Januar diesen Jahres gab es dazu ein Treffen mit dem Wirtschaftsausschuss der Stadt Vetschau, Vertretern der Kirchengemeinde, dem Förderverein und dem Kulturverein. Eine Besteigung des Turmes wäre ein weiteres Highlight für die Besucher der Doppelkirche - darin waren sich alle einig. Damals kam die Idee auf, eine Wendeltreppe einzusetzen. Nach einer weiteren Beratung der Kirchengemeinde und des Fördereins stellte man aber gemeinsam fest, dass diese Treppe den besonderen Charme des über 300 Jahre alten Kirchturms zerstören würde. Besser und auch finanziell günstiger wäre es, die vorhandene Baustruktur zu erhalten und zu nutzen. Die Wendeltreppe-Variante sei zudem sehr kostspielig geworden. Jetzt hat man sich auf eine Erneuerung bzw. Sanierung der originalen Holztreppe geeinigt. Über drei Pattformen kann man dann wieder hinauf bis zur Uhrenstube und den Ausguckslöchern gelangen - dort ausgestellt das alte ausgebaute Uhrwerk des Kirchturms.

Um das Vorhaben auch finanziell stemmen zu können, wurde bereits im letzten Jahr von Seiten der Stadtverwaltung darüber nachgedacht, das Vorhaben finanziell zu unterstützen. Dazu wurden insgesamt 646,80 Euro aus dem Verkauf des Stollens auf dem Weihnachtsmarkt und den Spenden für den Wandkalender gesammelt. Im Februar entschied sich der Bürgermeister den Betrag auf 910 Euro aufzustocken. Hinzu kam, dass der Förderverein einen Förderantrag bei der Stadt stellte, den der Bürgermeister unter Einbeziehung des Sozialausschusses jetzt in Höhe von 1.280 Euro bewilligte. So konnte Bürgermeister Bengt Kanzler zusammen mit Egbert S. Piosik, Fachbereichsleiter "Ordnung und Soziales" dem Vorsitzenden des Fördervereins Wendische Kirche e.V., Herrn Lothar Rechenberg einen Betrag von insgesamt 2.190 Euro übergeben. "Die Wendisch-Deutsche Doppelkirche ist ein Vetschauer Wahrzeichen und ein Anziehungspunkt, der jährlich viele Touristen in die Stadt lockt. So ist es auch im Sinne der Stadtverwaltung, dass man das was man hat erhält, fördert und auch herzeigt", so der Bürgermeister bei der Übergabe des Schecks.

Eine weitere Spende über 10.000 US-Dollar (7.500 Euro) erreichte den Förderverein aus den USA. Die jetzt in Florida lebende Stradowerin Anni Muschick-Irmer beschenkte bereits zum 2. Mal die Doppelkirche. In den 90er Jahren spendete sie großzügige 10.000 Euro für die zinnernen Prospektpfeifen der zu restaurierenden Orgel.
Ausgestattet mit einem guten Startkapital sollen die Arbeiten jetzt zügig starten. Eine ausführende Firma wurde auch schon gefunden, die Stradower Tischlerei Schwarzer. Geplant sind beidseitige Handläufe entlang der Treppen, die einzelnen Plattformen sollen außerdem mit einem stabilen Geländer ausgestattet werden.

Lothar Rechenberg hofft, dass die Arbeiten spätestens zur nächsten Touristensaison abgeschlossen sind. Dann will man Führungen in kleinen Gruppen anbieten, so die Vorstellungen. Christine Kohlstock führt zur Zeit täglich Touristen durch das historische Gotteshaus und freut sich schon auf das neue Highlight und hofft auch wieder Einheimische in die Doppelkirche zu locken.

Foto: (hinten v.l.n.r.) Lothar Rechenberg, Vorsitzender des Fördervereins Wendische Kirche e.V. und Bürgermeister Bengt Kanzler
(vorn v.l.n.r.) Hans-Ulrich Reuter vom Kulturverein Vetschau e.V., Christine Kohlstock und Egbert S. Piosik, Fachbereichsleiter "Ordnung und Soziales"