Im Monat Juni wurden zwei Vetschauer Ehrenbürger geboren, Selma Griebenow und Richard Hellmann. Beide haben die Vetschauer Stadtgeschichte beeinflusst.
Richard Hellmann
Ein Mann, der es vom "Tellerwäscher zum Millionär" geschafft hatte, und dabei nie seine Heimatstadt vergaß.
Vor 140 Jahren wurde Richard Hellmann am 22.06.1876 in Vetschau/Schönebegk geboren.
Als Sohn eines Sattlermeisters erlernte er den Beruf eines Kaufmanns und ging über die Stationen Halle, Hamburg, London nach Amerika. Eigentlich auf dem Weg nach San Francisco, blieb er 1903 doch in New York und heiratete 1904 die deutschstämmige Margaret Vossberg. 1905 eröffnete er mit ihr seinen eigenen Delikatessenladen. Hellmann war damals 29 Jahre alt. Eines von den vielen Produkten, die er verkaufte war Mayonnaise. Die wurde jeden Tag frisch zubereitet. 1911 ging es Hellmann gesundheitlich so schlecht, dass er auf anraten seines Arztes sein Geschäft verkaufte und mit Frau Margaret und seiner Tochter, die ebenfalls Margaret hieß, zur Erholung nach Europa reiste. Sie besuchten unter anderem auch Vetschau.
1912 erhielten sie die Nachricht, dass der Käufer seines Geschäfts verstorben war. Daraufhin entschieden sie sich nach New York zurückzukehren und das Delikatessengeschäft wieder zurückzukaufen. Danach fing Hellmann an, sein Mayonnaiserezept zu verfeinern, er verbesserte die Konsistenz und Haltbarkeit. Diese Mayonnaise sollte dann sein Leben verändern. Er fing an, sie zuerst in großen Steinformen zu verkaufen, dann aber bald in Glasgläsern. Die Nachfrage stieg rasant an. Am 1. September 1912 bekam es das Etikett "Blue Ribbon" (blaue Schleife), diese patentierte er sich 1913. Ab 1914 wurde dann die Mayonnaise als "Blue Ribbon Mayonnaise" verkauft. Die Nachfrage zog weiter stetig an und das Delikatessengeschäft wurde bald zu klein. Hellmann baute seine erste Fabrik in New York und fing kurz darauf an, in andere Städte und Bundesstaaten zu expandieren. 1920 verstarb seine Frau Margaret, zwei Jahre später heiratete er Nina Maxwell. Zu der Zeit machte er 15 Mio. Dollar Umsatz pro Jahr mit Mayonnaise. Im August 1927 entschied er sich das Unternehmen zu verkaufen. Die Mayonnaise wurde aber weiterhin unter der Marke "Blue Ribbon" und "Hellmann´s Mayonnaise" geführt und wird bis heute so in mehr als 60 Ländern verkauft.
Richard Hellmann gründete 1929 zwei Stiftungen, eine in den USA, die "Richard Hellmann Foundation", die andere in seiner Heimatstadt Vetschau, die "Hellmann-Stiftung".
Die Stiftung wurde mit einem Kapital von 1250 Stück Aktien im Wert von 500.000 Mark ausgestattet, die einen jährlichen Gewinn von ca. 40.000 Mark einbringen sollte. Der damalige Jahresetat der Stadt lag bei 48.000 Mark. Aus diesem jährlichen Budget wurden Projekte in Angriff genommen, die ohne die großzügige Zuwendung nicht möglich gewesen wären, wie die Neugestaltung des Rittersaales 1931, der Bau des Festplatzes (heute Hellmann Platz), die Schaffung einer zentralen Wasserversorgung oder ein Schulneubau. Sein Wohlwollen für seine Heimatstadt war für die Stadtväter Vetschau´s der Grund, ihn am 3. Mai 1929 zum Ehrenbürger zu ernennen. Richard Hellmann starb am 3. Februar 1971 im hohen Alter von 94 Jahren. Sein Grab befindet sich in einem Mausoleum auf dem Friedhof in Kensington/New York.
Über den Verbleib des Kapitals der Hellmann-Stiftung ist heute nichts mehr bekannt.
Dennoch kann die am 25. Mai 1992 wieder ins Leben gerufene Richard-Hellmann-Stiftung aus den Zinsen des Verkaufs zweier Grundstücke, die er der Stiftung zur Verfügung gestellt hatte, weiterhin soziale Belange unterstützen.
Selma Griebenow
Eine weitere wichtige Persönlichkeit aus Vetschau ist Selma Griebenow, geborene Blütchen. In diesem
Monat hätte sie ihren 165. Geburtstag gefeiert. Leider ist über sie historisch
nicht sehr viel bekannt. Selma wurde am 16.06.1851 in Vetschau geboren
und entstammte als fünftes Kind der angesehenen Vetschauer Weberfamilie
Blütchen, die bereits 1860 die erste maschinell betriebene Weberei der
Stadt am Markt gründete. Die Firma Blütchen und Söhne hatte 1864 eine
Niederlassung in Berlin gegründet.
Ein gewisser Herr Ferdinand Griebenow
verguckte sich in Selma Blütchen, als diese die Niederlassung ihres
Fabrikanten-Vaters in Berlin besuchte. Die Griebenows waren durch
Grundstücksgeschäfte in Berlin reich geworden. Es endete damit, das
Ferdinand Griebenow Teilhaber an der Fabrik in Vetschau wurde und am 15.
Juli 1873 Selma heiratete und nach Vetschau zog. Im gleichen Jahr ließ
Griebenow auf einem von ihm erworbenen Land zwischen Bahnhofstraße und
Schönebegker Straße eine weiße Villa im Florentiner Stil errichten und
den Park nach Pücklerschen Grundsätzen im Englischen Stil gestalten, dem
heutigen Griebenow Park. Um 1895 stiftete die Familie Griebenow eine
neue Trauerhalle auf dem städtischen Friedhof und dem Männerturnverein
das Land für den Bau einer Sport- und Turnanlage.
Am Tag ihrer
Silberhochzeit, dem 15.07.1898, wurden beide zu Ehrenbürgern der Stadt
Vetschau ernannt. Im Jahr darauf initiieren sie einen Neubau der Orgel durch die Firma "Schlag & Söhne" in der deutschen Stadtkirche. Um 1900
ließen die Griebenows neben dem Park eine Straße mit beidseitigem
Bürgersteig errichten und schenkte sie der Stadt. Mit 91 Jahren verstarb
sie am 20. September 1942 und fand ihre letzte Ruhestätte in der Gruft
neben ihrem Ehemann in der Erbbegräbnisanlage auf dem Vetschauer
Friedhof.